| Die Kirche ’’Unser Lieben Frauen am Berge’’ oder auch Berg- oder Oberkirche in Bad Frankenhausen wurde am 25.04.1382 als Basilika im  gotischen Stil fertig gestellt. Die Brüderschaft ’’Corporis Christi’’ ließ sie auf den Fundamenten einer verfallenen Anlage errichten. Der heute wegen seiner markanten Schiefstellung bekannte Turm wurde nach Grabungsergebnissen im Kirchenschiff (06/2021 vom Thüringer Landesamt für Denkmalschutz veröffentlicht) ursprünglich als Wehrturm der Frankenhäuser Stadtmauer errichtet. Der älteste Teil des Kirchenschiffes war als Gewölbebau und mehrschiffiges Langhaus ausgeführt. Spitzbogige gotische Fenster und Türen zierten das Bauwerk. Der Turm hatte ursprünglich ein spitz zulaufendes Dach mit vier kleinen Seitentürmen.
 
                     
                        Während des Bauernaufstandes, dessen Schlacht bei Frankenhausen am 15. Mai 1525 oberhalb der Stadt tobte, wurde die Oberkirche beschädigt  und geplündert.
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                                                Die Oberkirche um 1920 aus nordwestlicher Richtung 
 |  |  1692 wird dokumentiert, dass die Kirche sehr baufällig gewesen sein soll und eine Ausbesserung zwingend erforderlich war. Mangelnde Mittel waren die Ursache für eine sehr schleppende Sanierung, bei der das  Kirchenschiff verunstaltet wurde und seine frühere Großartigkeit verlor.
 Am 27.05.1759 fiel die Spitze des Oberkirchturms einem der vielen  Stadtbrände zum Opfer. Bereits am 13. Juli 1760 wurde mit dem Neubau des  oberen Turmteils begonnen, der am 22.08.1761 als barocker Bau beendet  wurde. Dabei wurde der damals schon vorhandenen Schiefstellung des Turms bautechnisch entgegen gewirkt.
 Während des französischen Eroberungsfeldzuges 1806 erlitt die Kirche  Schäden, als 2678 gefangene Preußen unter der Bewachung von 300  Franzosen nach Frankenhausen gebracht und Ober- und Unterkirche  der Stadt als Gefangenenlager genutzt wurden. Das Kircheninnere war  anschließend sanierungsbedürftig.
 1908 hat die Schrägstellung der Kirche durch einen Erdfall 400 m  östlich der Kirche enorm zugenommen. Erste Bau- maßnahmen zur Absicherung  der Schiefstellung des Turmes wurden 1911 durchgeführt. Dabei wurden vor der Nordostecke zwei 11 m hohe Pfeiler aus Sandsteinquadern  errichtet, die der Neigung des Turms entgegenwirken sollten.
 Im Frühjahr 1920 wurden erstmals Bohrungen zur Untersuchung der  Untergrundverhältnisse durchgeführt. Dabei wurde eine Neigung des Turms  gegen die Senkrechte von 5 cm auf 1 m Höhe festgestellt. 1925 wurde das Gebäude wegen Einsturzgefahr gesperrt und der Abriss erwogen. Ein  Kostenvoranschlag ergab, dass die Kosten für Abriss oder Sanierung etwa  gleich hoch sein würden.
 Prof. Rüth aus Dresden veranlasste zwischen September 1935 und März 1936 erfolgreiche Erhaltungsmaßnahmen an der Oberkirche: Ringanker aus  Flacheisen wurden um den Turm gelegt und verankerten ihn mit dem  Langhaus.
 
                     
                        Gegen Ende des zweiten Weltkrieges wurde die Oberkirche als Arsenal  der SS benutzt. Nachdem die Alliierten Truppen die dort gehorteten Güter zur Verteilung freigaben, wurde die Kirche durch den Ansturm der  Bevölkerung erneut geplündert.
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                                                Die Oberkirche um 1960 (Aufnahme mit Teleobjektiv vom Schloss)
 
 |  |  1952 erhielten Turm und die Südseite des Kirchenschiffes eine neue  Schiefereindeckung. Wegen starken Schwammbefalls musste das Kirchendach  jedoch schon 1962 wieder abgetragen werden.
 1984 wurde die Oberkirche durch die Staatliche Bauaufsicht des Kreises  Artern gesperrt. Aus Sicherheitsgründen wurde der Abriss der barocken  Turmhaube gefordert. Wegen fehlender Ausrüstung konnte der Abriss nicht erfolgen.
 Nach erneuten Sicherungsmaßnahmen am Turm konnte die Vollsperrung am  09.09.1993 in eine Teilsperrung umgewandelt werden. Zwischen 1999 und 2001 wurden weitere Maßnahmen zur Turmstabilisierung durchgeführt.
 Bis zum Jahr 2008 neigte sich der sich der Oberkirchturm pro Jahr  durchschnittlich 55 bis 60 mm mehr. Ursache sind vorrangig  Senkungserscheinungen östlich des Kirchturms. Außerdem wurde ein  größerer Hohlraum (Höhe 2,5 m; Volumen 90-100 m³) nordwestlich des  Turmes festgestellt. Nach ersten Sanierungsmaßnahmen beträgt die  mittlere Neigung pro Jahr aktuell ca. 2 cm (bezogen auf 2008-2010).Im August 2007 wurde bei Erkundungsbohrungen in 25 m Tiefe unter dem  Turm Sole angetroffen, die in ihrer Zusammen- setzung der Sole der 160 m  entfernten Elisabethquelle entspricht.
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